Achtung: Einsturzgefahr!

Mit der Spatengabel die Lehm-Stroh-Decke herunter hebeln

Nachdem im Gruselzimmer bereits eine Wand fiel und die Deckenverkleidung abmontiert wurde, kam eine Stroh-Lehm-Draht-Konstruktion zum Vorschein. Voller Tatendrang habe ich erst mit einer Brechstange, dann mit einer Holzlatte, einem Zimmermannshammer und einem Spaten versucht das Lehm-Stroh-Gemisch runter zu bekommen. Dabei bogen sich die Dachbretter besorgniserregend nach unten und es rieselte noch mehr - diesmal ganz feiner - Stroh nach unten und ... mir ins Gesicht.

😑

Aber dann hab ich es mit einer Spatengabel versucht:

Top! Jetzt läuft dat!

🙅‍♀️

*Rums* Offensichtlich ist die Decke nicht mehr überall so fest dran gewesen... ein größerer Batzen Lehm plumpst neben mir runter. Nachdem ich mich immer mit Abstand unter der schon freigelegten Decke bewege ist alles gut. Aber der Staubnebel und der Geruch nach “alt” ist nicht so doll.

Trotzdem sehe ich es positiv: etwas weniger, was ich runter stemmen muss 😅

So über Kopf zu arbeiten ist zum einen vom Gefühl her nicht so angenehm, aber auch sau anstrengend. Allein die Spatengabel hat schon ein Eigengewicht plus dem Lehm und Stroh nicht gerade einfach. Dann noch diesen Draht immer zu mit runterdrücken… teilweise schon ein skurriler Anblick, mit den herunter hängenden Drähten und Strohhalmen.

Dann fängt plötzlich links neben mir die Wand an zu wackeln und es bröselt Putz herunter. Dann noch ein bisschen mehr…. und *Wums* Steinbrocken krachen auf dem Boden und eine Staubwolke nebelt mich ein. Da haben Voreigentümer doch tatsächlich von innen auf die Ziegelmauer noch mal eine schmale schicht mit Bauresten - alten Dachpfannen, Backstein- und Ziegelsteinresten - mit Lehm drauf gesetzt. Ansich vermutlich schon nicht sehr stabil und jetzt durch das Rütteln an der Decke komplett gelöst. Also stelle ich an den Rest der vorgezogenen Wand Latten und Schaufel zum Abstützen an und trage auch hier noch Stein für Stein die Innenwand ab.

Nach 2 Nachmittagen ist es geschafft! Dann heißt es: Lehm vom Stroh trennen, Draht rausfischen und alles getrennt entsorgen. Das dauert fast genauso lange, wie das Deckerunterholen. Dafür kann ich es einfacher abgeben.

Nun kam auch eine Nachbarin zu Besuch, um mein Haus mit Ihrem zu vergleichen. Sie meinte, dass ihres noch schlimmer aussah, sie aber vieles drinne gelassen hat. Feuchte Wände hatte sie allerdings nicht und das Dachgeschoss war bei ihr schon ausgebaut. Sie hat mir auch noch gezeigt, wie groß mein Grundstück früher war. Das sieht man an den alten Baumbeständen, die der Landwirt, der den Acker bewirtschaftet, noch stehen gelassen hat. Sie selber hat zumindest hinten zum Garten raus noch die originale Fläche und damit fast 3000 m². Wäre mir persönlich zu viel. Aber interessant ist es. Im Ort haben wir auch noch eine alte Baracke, die in sich zusammen fällt. Früher, so erzählt sie, war hier die LPG mit einem großen Viehzuchtbetrieb. In der Baracke waren die Fahrzeuge untergebracht. Das Land hat ein “Wessi” gekauft. Wir haben ein bisschen spekuliert, was da mal hinkommen wird: ein Hotel oder ein Büro vielleicht? Fände ich gut, ein bisschen mehr Leben im Dorf! Na mal sehen, was da noch kommt.

Kurze Erklärung zu LPG: Diese Abkürzung steht für Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften und war in der DDR früher ein großer Arbeitgeber. Ein Onkel von mir hat da früher auch gearbeitet. In vielen Ortschaften stehen hier noch die Wohnblöcke, wo die Arbeiter untergebracht waren.

Es ist schon wieder stockdunkel und ich suche - wie jeden Abend hier - mit der Taschenlampe in der Hand meinen Weg durch den Garten zum Auto. Wieder neue Pläne in meinem Kopf: Ich hätte echt gern die Eingangstür zur Straße hin - braucht man dafür eine Baugenehmigung? Weiß das jemand?